Heute werfen wir wieder einmal einen Blick über die Stadtgrenzen hinaus: Bis im Sommer 2025 wird im Ortskern von Bleienbach im Garten der Stiftung inklusia ein innovatives Projekt realisiert. Es entsteht ein Ort, der den unterschiedlichen Bedürfnissen der künftigen Nutzerinnen und Nutzer gerecht werden soll. Der Spatenstich von Anfang Februar markierte den Startschuss zur Umsetzung des wichtigen Meilenstein-Projekts von inklusia, deren Geschäftsleitung und Verwaltung ihren Sitz in Langenthal am Mühleweg haben.

Beim Spatenstich (von links): Therese Greub (Leitung Bereich Personal, Mitglied Geschäftsleitung inklusia), Susan Mathis (Leitung Bereich geistige Beeinträchtigung, Mitglied Geschäftsleitung inklusia), Yanick und Simon Durrer (Durrer Gartenbau AG), Betty Ott-Lamatsch (Stiftungsratspräsidentin inklusia), Benedikt Lüchinger (Junge Wirtschaftskammer JCI, Präsident). – Bild: Patrick Jordi

Ein verzweigtes Wegnetz, diverse Möglichkeiten zur Entspannung sowie bewusst gesetzte Punkte zur Aktivierung: Das alles und noch viel mehr wird der neue Garten der Stiftung inklusia in Bleienbach ab Sommer 2025 bieten. – Visualisierung: zvg, Durrer Gartenbau AG
Wenn Anfang Februar rund zwei Dutzend Menschen bei klirrender Eiseskälte in einem Garten mitten im Ortskern von Bleienbach freiwillig zusammenfinden, dann muss etwas Bedeutsames dahinterstecken. Tatsächlich: Begangen wurde an diesem Vormittag der Spatenstich zur Neugestaltung des Hofs respektive des Gartens der Institution inklusia (vormals Wohnheim im Dorf, siehe Infoabschnitt weiter unten).
Betty Ott, Präsidentin des Stiftungsrats von inklusia, erklärte vor den versammelten Menschen die Hintergründe: Eine Umgestaltung des Gartens sei unbedingt nötig, um diesen an die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden anzupassen. Der jetzige Garten sei unbefriedigend, eher langweilig, nicht geeignet für Rollstuhlfahrende und teils sogar gefährlich. «Es gibt hier in gewissen Ecken Sträucher mit giftigen Beeren – das ist natürlich alles andere als ideal, wenn man sich den Entdeckergeist und die Experimentierfreudigkeit einiger unserer Kundinnen und Kunden vor Augen führt», sagte Betty Ott.
Junge Wirtschaftskammer sammelte
Allerdings: Ein solches Projekt – selbst wenn klar ist, dass etwas gehen muss – schüttelt man nicht einfach so aus dem Ärmel. «Wir haben bei inklusia sogenannte Meilenstein-Projekte. Die Garten-Neugestaltung in Bleienbach ist eines davon. Ein solches Projekt ist jedoch mit erheblichen Kosten verbunden. Wir fragten uns bald einmal: Können wir das finanziell überhaupt stemmen?», so die Stiftungsratspräsidentin weiter.
Unter anderem dank Sponsoren kann das Projekt nun trotz vieler Herausforderungen umgesetzt werden. Massgeblich dazu beigetragen hat auch die Junge Wirtschaftskammer (JCI Oberaargau). Diese führte 2023 erstmals die sogenannte JCI Charity Night durch. Bei diesem Wohltätigkeitsanlass wurden gesamthaft knapp 18'000 Franken an Spenden für das Gartenprojekt der Stiftung inklusia gesammelt. Betty Ott bedankte sich deshalb ganz herzlich bei JCI-Präsident Benedikt Lüchinger, der beim Spatenstich persönlich anwesend war.
«Schön, aber anspruchsvoll»
Ebenfalls vor Ort waren die Brüder Simon und Yanick Durrer von der Durrer Gartenbau AG in Herzogenbuchsee. Ihre Firma darf das Projekt umsetzen. «Diese Garten-Neugestaltung ist ein ausserordentlich schönes, aber auch ein anspruchsvolles Projekt für uns», sagte Yanick Durrer in seiner kurzen Ansprache. Anspruchsvoll deshalb, weil der Hof der inklusia-Institution in Bleienbach nicht einfach ein 0815-Garten ist. Es sei ein Ort, an dem sich viele unterschiedliche Menschen aufhalten würden. «Dementsprechend viele unterschiedliche Bedürfnisse von Nutzerinnen und Nutzern wird es geben», erklärte Yanick Durrer.
Alle kommen auf ihre Kosten
Was das konkret heisst, lässt sich vielleicht am besten anhand des gewählten Projekttitels «bewegen, fühlen, sein» erklären. Es wird Nutzende geben, die gerne ihrem Bewegungsdrang nachkommen möchten – für diese Menschen werden beispielsweise verschiedene Gehwege, eine Schaukel sowie ein Spielrasen realisiert.
Weiter wird es Nutzerinnen und Nutzer geben, die besondere sensorische Bedürfnisse haben – für sie sind unter anderem Duftstauden-Rabatten entlang des Wegnetzes, eine Kneippanlage sowie ein Wasserspiel vorgesehen.
Und schliesslich gibt es auch Menschen, die im neuen Garten gerne einfach nur verweilen und entspannen möchten – ihnen widmet man eine Piazza unter Bäumen, eine begrünte Pergola sowie eine Rundbank unter einem Baum. Alles in allem ein ausgeklügeltes Konzept (siehe Visualisierung), in welchem laut Yanick Durrer rund zwei Jahre Planung stecken. Trotz vieler neuer Elemente solle die Flächigkeit und Grosszügigkeit des Gartens erhalten bleiben, versicherte der studierte Landschaftsarchitekt. «Es muss übersichtlich bleiben, damit die Sicherheit der Nutzerinnen und Nutzer jederzeit gewährleistet ist.»
Verläuft alles nach Plan, kann der neue Garten der Stiftung inklusia in Bleienbach bis spätestens im Sommer 2025 realisiert werden.
inklusia – Gleichberechtigte Teilhabe für alle Menschen
Unter dem Namen inklusia existiert eine Stiftung mit zentralem Standort am Mühleweg 14 in Langenthal (Geschäftsleitung und Verwaltung). 2022 wurden die beiden Betriebe Wohnheim im Dorf (Bleienbach) und Calendula (Herzogenbuchsee) unter dem gemeinsamen Dach inklusia zusammengeführt. Die Stiftung bietet Dienstleistungen für Menschen mit einer psychischen und/oder geistigen Beeinträchtigung in den Bereichen Arbeit, Wohnen und Freizeit an. Als Vision wurde die gleichberechtigte Teilhabe für alle Menschen definiert. «Selbstbestimmung, Eigenverantwortung und Individualität stehen für uns im Mittelpunkt», heisst es auf der Website von inklusia. Mehr Infos: www.inklusia.ch.

Dieser Artikel ist am 18. Februar 2025 in der Lokalzeitung Unter-Emmentaler erschienen.
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