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Wenn die Feuerwehrfamilie zusammenkommt

Deutlich mehr Einsätze als üblich, aber nicht unbedingt im Kernbusiness der Brandbekämpfung: Die Einsatzbilanz 2024 der Feuerwehr Langenthal zeigt spannende Entwicklungen auf. Auch sonst konnte die fast vollständig versammelte Langenthaler Feuerwehrgemeinschaft viel Wissenswertes aus dem Schlussrapport 2024 ableiten. Ausprobiert wird kommendes Jahr ein Pilotprojekt mit Leuten, die zwar nicht hier wohnen, die aber, weil sie in Langenthal arbeiten, tagsüber Einsätze für die Feuerwehr leisten könnten.

 

Nebst vielen Spezialeinsätzen gehörten 2024 auch Tierrettungen zum breiten Einsatzspektrum der Feuerwehr Langenthal. – Bild: zvg
Nebst vielen Spezialeinsätzen gehörten 2024 auch Tierrettungen zum breiten Einsatzspektrum der Feuerwehr Langenthal. – Bild: zvg

 

Dieser Artikel ist am 26. November 2024 in der Lokalzeitung Unter-Emmentaler erschienen.

 

«Kein Einsatz ist gleich. Wir müssen weiterhin extrem flexibel sein.» Mit diesen Worten richtete sich Hauptmann Marc Hauswirth an seine Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr Langenthal, als er anlässlich des Schlussrapports 2024 die Einsätze der vergangenen Saison Revue passieren liess. 231 waren es an der Zahl – so viele wie noch nie im Jahresvergleich (die gezeigte Statistik reicht bis 2014 zurück).

Generell kann festgehalten werden, dass die Einsätze der Feuerwehr Langenthal immer zahlreicher werden. In der Summe überwiegen jedoch die kleineren Einsätze, wodurch pro Einsatz etwas weniger Fachkräfte gebunden sind.

Massiv angestiegen sind laut Marc Hauswirth die technischen Hilfeleistungen, die mittlerweile 14 Prozent aller Einsätze ausmachen. Unter diese Kategorie fallen beispielsweise Hilfeleistungen wie das Aufsperren von Türen oder das Zudrehen von Wasserhähnen, die sich nicht mehr ohne weiteres schliessen lassen. Die «Kernkompetenz» der Feuerwehr, das Löschen von Bränden, beträgt ebenfalls 14 Prozent am Gesamtvolumen. Die Entwicklung in diesem Bereich ist ebenso konstant wie jene im Bereich der Ölwehr (18 Prozent) sowie jene im Bereich der Fehlalarme (22 Prozent), wobei in letzterer Kategorie über die letzten Jahre hinweg im Schnitt eine leichte Abnahme zu verzeichnen ist.

Auffallend viele Einsätze gab es 2024 im Bereich Wasser. Inzwischen machen Einsätze in dieser Kategorie rund acht Prozent der Gesamteinsatzzahl aus. «Es ist damit zu rechnen, dass wir in den kommenden Jahren aufgrund von Hochwassersituationen oder besonderen Wetterlagen im Bereich Wasser noch wesentlich mehr Einsätze leisten müssen», prognostizierte Hauptmann Marc Hauswirth.

 

Rekrutenzug: «Voller Erfolg»

Feuerwehrkommandant Christian Giesser blickte derweil aus Führungs- und Organisationsperspektive auf die vergangene Saison zurück. Seinen Ausführungen war zu entnehmen, dass der neu geschaffene Rekrutenzug für Neueingeteilte offenbar sehr gut angelaufen ist. Giesser betitelte das Projekt im Bereich Neurekrutierung gar als «vollen Erfolg». «Wir werden den Rekrutenzug 2025 in der genau gleichen Art weiterführen», so der Kommandant.

In einer knapp einjährigen Versuchsphase haben 2024 total vier Personen, darunter eine Frau, die verschiedenen Abteilungen der Feuerwehr Langenthal durchlaufen. Auf diese Weise konnten die interessierten Feuerwehrneulinge in alle Bereiche reinschnuppern und sich erstes Fachwissen aneignen. Nach Abschluss des Rekrutierungsprozesses wurden die Nachwuchskräfte schliesslich in diejenigen Abteilungen eingeteilt, die ihnen am besten entsprechen. So darf es weitergehen: Fünf Personen haben der Feuerwehr Langenthal bereits für den Rekrutenzug 2025 zugesagt, ferner ein neuer Chemiefachberater.

 

Jahr eins unter neuer Organisation

Über die modernisierte Nachwuchsförderung hinaus haben sich bei der Feuerwehr Langenthal auch die neuen Organisationsstrukturen sowie die neuen Alarmgruppen bewährt. 2024 war das erste Jahr unter einer neuen Organisation. Die Zusammenlegung der Löschzüge habe gut funktioniert, die gemeinsame «Findungsphase» sei nun abgeschlossen, bilanzierte Christian Giesser. Auch der neue Unterstützungszug habe sich bewährt. «Das Kader kann sich hier verstärkt untereinander helfen und austauschen. Die Abteilungen haben innerhalb der Organisation mehr Gewicht erhalten», so der Feuerwehrkommandant.

Die Alarmgruppen des Löschzugs und des Unterstützungszugs seien in die Erstalarmierung integriert worden; die Angehörigen des Löschzugs würden nun öfters alarmiert. «Nichtsdestotrotz: Weitere Feinabstimmungen und Ausbildungen in den einzelnen neuen Einsatzelementen sind noch nötig und laufen weiter», schloss Christian Giesser seine Ausführungen zur neuen Organisation.

 

Unterstützung von Freelancern

Apropos Ausbildungen: Von 161 Ausbildungselementen entfielen 2024 total 121 auf Feuerwehrübungen. Eine stattliche Zahl, die aufzeigt, dass die Aus- und Weiterbildung innerhalb der Organisation der Feuerwehr Langenthal einen hohen Stellenwert geniesst.

Spannend ist überdies ein Pilotprojekt, das die Langenthaler Feuerwehr kommendes Jahr in Angriff nimmt. Die Rede ist vom Projekt «Doppelmitgliedschaften respektive Freelancer». Kurz gesagt geht es dabei um Leute, die sich gerne für die hiesige Feuerwehr engagieren würden, die jedoch nicht in Langenthal wohnen, sondern «nur» hier arbeiten und an ihrem Wohnort aktiven Feuerwehrdienst leisten. Diese interessierten Personen sollen in Zukunft trotzdem Einsätze für die Feuerwehr Langenthal leisten dürfen – ihre Dienstleistung wird in Anspruch genommen, wenn tagsüber Einsatzaufgebote hereinkommen. Solche Freelancer beziehungsweise Doppelmitgliedschaften sind in einigen Feuerwehrorganisationen hierzulande bereits Usus. Nun will auch die Feuerwehr Langenthal diese Möglichkeit mit einem Pilotprojekt testen. 2025 werden vorerst zwei Personen einen solchen Freelancer-Status haben.

 

Ehrungen und Beförderungen

Nicht fehlen durften im Rahmen des traditionellen Schlussrapports die Ehrungen und Entlassungen. Für 30 Dienstjahre geehrt wurde Martin Schwarzenbach vom Löschzug. Der Bleienbacher möchte nach drei Jahrzehnten im Dienste der Feuerwehr altershalber aus der Organisation austreten. Denselben Entschluss gefasst haben die beiden Pikettmitglieder und Langenthaler Jürg Moser (27 Dienstjahre) und Urs Brand (24 Dienstjahre). Geehrt wurden für je 20 Dienstjahre die drei Löschzug-Angehörigen Martin Bolliger, Thomas Flückiger und Fritz Sollberger. Sebastian Appenzeller (Löschzug) wurde zum Korporal befördert, Adrian Rüedi (Löschzug) zum Wachtmeister.

Speziell verabschiedet wurde Langenthals ehemaliger Feuerwehrkommandant Christoph Braun, der – nach fünf Jahren im Amt – per Ende 2024 seine Funktion als Kreisfeuerwehrinspektor abgibt. Auf ihn folgt Urs Bächtold aus Burgdorf.

Ausserdem musste die Langenthaler Feuerwehrgemeinde, die sich in der Kunsthalle von Künstler Reto Bärtschi auf dem Porzi-Areal zum Feuerwehr-Schlussrapport versammelt hatte, davon Kenntnis nehmen, dass ab 2025 ein neuer Gemeinderat respektive eine neue Gemeinderätin für die Feuerwehr zuständig sein wird. FDP-Gemeinderat Markus Gfeller, der per Ende 2024 wegen Amtszeitbeschränkung aus dem Langenthaler Exekutivgremium ausscheiden wird, waltete an diesem Abend ein letztes Mal seines Amtes und dankte den Anwesenden für ihre wertvollen Dienste zugunsten der Gesellschaft. «Es ist heute nicht mehr selbstverständlich, dass man das Gemeinwohl über die eigenen Bedürfnisse stellt. Der Gemeinderat, die Behörden und die Einwohnerinnen und Einwohner von Langenthal wissen, dass wir hier in der Region auf eine einsatzkräftige und zuverlässige Stützpunktfeuerwehr zählen können», schloss Markus Gfeller sein wertschätzendes Votum.

Der offizielle Teil des Abends wurde mit der obligaten Soldabgabe beschlossen, gefolgt von einem gemütlichen Teil mit Abendessen vom przi rest lthal und Barbetrieb bis in die späten Nachtstunden.

 

Einsatz in der Unteren Marktgasse in Langenthal. – Bild: zvg
Einsatz in der Unteren Marktgasse in Langenthal. – Bild: zvg

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