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«Wir können uns dem nicht widersetzen»

Die Berner Spitex-Landschaft ist derzeit nicht gut zu sprechen auf Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg (SVP). Vielen sind die Pläne des Kantons, die Spitex-Regionen von 47 auf nur noch 17 zu reduzieren, ein Dorn im Auge. Kritisiert wird unter anderem der überaus sportliche Zeitplan. Auch im Oberen Langetental gibt die vage skizzierte Marschrichtung zu reden. Trotz vieler Unsicherheiten versuchen die hiesigen Spitex-Verantwortlichen, der Situation so viel Gutes wie möglich abzugewinnen. Ich durfte an der Mitgliederversammlung Mitte Juni in die spannende Diskussion reinhören.

 

Bild: zvg
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Dieser Hintergrundartikel ist am 25. Juni 2024 in der Lokalzeitung Unter-Emmentaler erschienen.

 

«Ob Pierre Alain Schnegg mit der Zusammenlegung der Spitex-Regionen etwas Sinnvolles tut, darf man definitiv hinterfragen», heisst es auf medinside.ch, der Schweizer Online-Branchenplattform für das Gesundheitswesen. Ängste, Unsicherheiten, offene Fragen: All das wurde Anfang Mai durch die Kommunikation zu den Plänen des Kantons ausgelöst. Spitex-Verantwortliche und Mitarbeitende fühlen sich gleichermassen vor den Kopf gestossen: Nicht mehr 47 Spitex-Regionen, sondern nur noch deren 17 soll es im Kanton Bern in Zukunft geben. Wie aber die Umsetzung vonstatten gehen soll, lässt die Gesundheitsdirektion offen. Bereits Anfang 2025 soll die WTO-Ausschreibung erfolgen. Ab dem 1. Januar 2026 soll das neue System funktionieren. Der Spitex-Verband Bern kritisierte die Pläne zuletzt als teilweise realitätsfremd und nicht zweckmässig.

 

Kritisiert wird auch im Oberaargau. Konkret: An der Mitgliederversammlung des Vereins Spitex Oberes Langetental, wo sich der «UE» umgehört hat. Schärfere Töne gibt es aus den Reihen der Mitglieder, gemässigtere vom Vorstand. Präsident Beat Oechsli ist um Sachlichkeit bemüht: «Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Kanton in nächster Zeit eine engere Zusammenarbeit der Organisationen in den einzelnen Regionen verlangen wird. Wir nehmen die Herausforderung an und werden das Bestmögliche für unsere Organisation suchen und vorsehen.»

 

Gewisses Verständnis vorhanden

Wie aus den verschiedenen Wortmeldungen hervorgeht, bekunden die Direktbetroffenen mit den eigentlichen Zusammenlegungsplänen nicht die grösste Mühe. Man hat dafür sogar ein gewisses Verständnis, da innerhalb einer grösseren, zusammengelegten Organisation Ressourcen besser genutzt werden können als in ihrer jetzigen, autonomen Form.

 

Grössere Mühe hat man im Oberen Langetental jedoch mit drei Sachen. Erstens: Weil man nicht weiss, wie die Umsetzung vollzogen werden soll. Zweitens: Weil der angekündigte Zeitplan unheimlich sportlich ist. Und drittens: Weil die Order von oben herab kommt und man nicht wirklich mitbestimmen kann.

Kommt hinzu, dass der Verein Spitex Oberes Langetental wirtschaftlich und personell gesehen auf komplett eigenen und soliden Beinen steht. Dies geht aus den an der Versammlung präsentierten Zahlen und Aussagen hervor. «Unser Betrieb ist kerngesund, da löst es natürlich einen gewissen Unmut aus, wenn von übergeordneter Stelle plötzlich Änderungen diktiert werden, die in unserem Fall vielleicht gar nicht nötig wären», gibt Beat Oechsli zu bedenken. Er sagt aber auch: «Wir können und wollen uns dem nicht widersetzen. Im Vorstand haben wir deswegen verschiedene Szenarien diskutiert, um bereit zu sein, wenn der Kanton schlussendlich eine klare Richtung vorgibt.»

 

Mit vereinten Kräften

Der Oberaargau soll gemäss den Plänen des Kantons zu bloss einer einzigen Gesamtregion zusammengelegt werden. Aus fünf mach eins. Wie Beat Oechsli an der Mitgliederversammlung durchblicken liess, haben die Verantwortlichen der Oberaargauer Spitex-Organisationen (Spitex Oberes Langetental AG, Spitex Lotzwil und Umgebung, Spitex Oberaargau AG, Genossenschaft Spitex Oberaargau Land, Spitex Roggwil/Wynau) dem Berner Regierungsrat ein gemeinsames Schreiben gemacht, in dem auf die herausfordernde Situation hingewiesen und ein Antrag gestellt wird. Der Antrag sieht vor, dass die Oberaargauer Spitex-Organisationen die Ausschreibung 2025 noch mit dem bestehenden Perimeter bestreiten können. Will heissen: Unter diesen Voraussetzungen würde sich für den Zeitraum 2026 bis 2030 an den aktuellen Spitex-Regionen im Oberaargau noch nichts ändern. Es bliebe vorläufig noch alles beim Alten, sowohl für die Klientinnen und Klienten als auch für die Mitarbeitenden.

 

Ob der Kanton auf diesen Antrag eingehen wird, ist fraglich. «Wir warten aktuell auf eine Antwort», sagt Vereinspräsident Beat Oechsli. Klar ist: Es würde den Spitex-Organisationen im Oberaargau Zeit verschaffen. Die Akzeptanz für grössere Veränderungen und das Verständnis für die Zusammenarbeit könnten wachsen.

 

Aufgeschlossen und zukunftsgerichtet

Gerade die Vereinsführung der Spitex Oberes Langetental zeigt sich bereits heute alles andere als verschlossen. Für sie denkbar ist beispielsweise eine neu zu schaffende, übergeordnete Firma, unter welcher dann die fünf Oberaargauer Spitex-Organisationen als Untergebilde weiterhin autonom funktionieren könnten. Auf diese Weise wäre möglicherweise allen gedient. Dem Kanton, indem er im Oberaargau mit der übergeordneten Firma nur noch einen Ansprechpartner hat und zudem die Kräfte gebündelt weiss; und den regionalen Spitex-Organisationen, indem sie weiterhin gemäss ihren bisherigen, bewährten Strukturen funktionieren können.

 

Genannt wird im Rahmen der Mitgliederversammlung auch die Idee eines erstarkten Kantonalverbands – eine übergeordnete Spitex-Organisation auf kantonaler Ebene, die noch viel stärker als heute als erste Anlaufstelle für die zuständigen Behörden dienen könnte. Auch bei diesem Szenario blieben die regionalen Spitex-Organisationen in Zukunft möglichst unabhängig, so die Wunschvorstellung der Direktbetroffenen.

 

Wie auch immer die Zukunft aussehen mag – Beat Oechsli ist mit Blick auf den Verein Spitex Oberes Langetental vor allem eines ungeheuer wichtig: «Wir wollen unsere bestehenden und bestens funktionierenden Strukturen so weit verteidigen, dass unsere Mitarbeitenden sowie die Klientinnen und Klienten nichts von den anstehenden Veränderungen mitbekommen – egal, in welche Richtung es letztlich geht. Das Vertrauen in unsere Dienstleistungen und das Vertrauen in uns als verlässliche Arbeitgeberin muss erhalten bleiben.» Man habe 2010 zusammen mit unterschiedlichen regionalen Anbietern bereits den Zusammenschluss zur aktuellen Organisation Spitex Oberes Langetental gemeistert. Jetzt sei man gewillt, auch den nächsten herausfordernden Schritt erfolgreich zu tun, so der Huttwiler.

 

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