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Kommentar zum Fasnachtsprogramm «2025+»

von Patrick Jordi

 

 

Jetzt also ist bekannt, wie die LFG die Fasnacht ab 2025 durchführen möchte. Eines kann ich gleich vorwegnehmen: Die geplanten Programmänderungen sind nicht etwa revolutionär – es sind einfach Schritte, die längst überfällig sind.

 

ABER: Es sind genau die Impulse, die die Langenthaler Fasnacht jetzt braucht, um fürs Volk und für die aktiven Fasnächtler wieder attraktiv zu werden. Zudem sind es Veränderungen mit Augenmass: Nicht zu viel soll angepasst werden, aber auch nicht zu wenig.

 

Innovationen wie der neue Start am Fasnachtsfreitag – mit einem Abend für die Kleinformationen in diversen Lokalen im erweiterten Stadtzentrum sowie mit einer offenen, bespielbaren Gasse für die Guggen – werden das Publikum hellauf begeistern! Der Guggencorso, ein koordinierter Einmarsch via Marktgasse zur besten Feierabend- und Abendverkaufszeit, bildet dabei das absolute Sahnehäubchen und dürfte mit der Zeit ein grosser Publikumsmagnet werden.

 

Es macht wirklich extrem viel Sinn, die Fasnacht auf den Freitag auszudehnen und diesen Abend sowohl draussen auf der Gasse als auch drinnen in den Lokalen aufzuwerten! Freitagabend ist Ausgangsstimmung in Langenthal. Die LFG geht also mit der Zeit und will die Fasnacht wieder stärker zu den Leuten bringen. Recht so!

 

Sinnvoll ist es vor diesem Hintergrund auch, den Abschluss der Fasnacht zu reformieren und den Dienstagabend künftig auf das Charivari in der Markthalle zu beschränken. Sinnvoll deshalb, weil der Dienstagabend wieder etwas ganz Spezielles und Exklusives nur für Aktivfasnächtler werden soll. Geplant ist ein Charivari mit anschliessender Party «unter Gleichgesinnten» bis zum Abwinken – ohne Abhetzen in die Innenstadt nach dem Charivari, denn die Gasse soll in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch künftig nicht mehr bespielt werden.

 

Sollten wir diesem Umstand als Guggenmusiker nachtrauern? Nein. Erstens entschädigt der neue Freitagabend bei weitem für den wegfallenden Dienstag auf der Gasse, zweitens war die Gasse am Dienstagabend sowieso über weite Strecken publikumsfrei – und drittens wird der Abschluss der Fasnacht mit der neuen Regelung besser und sinnvoller gewichtet. Wie ich das meine? Ganz einfach: Mit dem neuen Programm «2025+» wird die Nacht von Montag auf Dienstag zur neuen «Uslumpete für die breite Masse» erkoren. Allen Involvierten – ob Publikum oder Aktivfasnächtler – wird künftig bewusst sein: In dieser Nacht findet die Fasnacht auf der Gasse ihren Abschluss! Allein durch dieses Bewusstsein wird man die Nacht von Montag auf Dienstag künftig viel bewusster zelebrieren und geniessen. Dadurch dürfte endlich wieder eine «Uslumpete» entstehen, die sowohl für Aktive wie auch für konsumierende Fasnächtler*innen attraktiv ist. Bestenfalls, so die Hoffnung, behält man mit dieser Anpassung am Montagabend nach der Kinderfasnacht wieder deutlich mehr Menschen im Stadtkern – oder lockt die Leute von zuhause noch einmal auf die Gasse oder in die Beizen, wo ebenfalls eine würdige «Uslumpete» stattfinden kann.

 

Es ist übrigens ziemlich weitsichtig und klug, die Langenthaler Fasnacht zum jetzigen Zeitpunkt den geänderten Bedürfnissen anpassen zu wollen. Im Moment gestalten wir die Zukunft unserer Fasnacht noch aus einer Position der Stärke und Selbstbestimmtheit heraus. Lassen wir hingegen alles beim Alten, wird die Fasnacht früher oder später kläglich dahinserbeln. Es kann nicht genug betont werden: Auch Traditionen brauchen sanfte Modernisierungsschritte, damit sie langfristig überleben können.

 

Apropos Traditionen: Die LFG beweist mit ihrem Programmvorschlag «2025+», dass sie den wichtigsten und erfolgreichsten Traditionen der Langenthaler Fasnacht nach wie vor höchste Beachtung schenkt: Fischessen, Konfettischlacht und Fischete vor dem Choufhüsi, Guggenspektakel, grosser Umzug, Hirsmontag und Kinderfasnacht, Charivari – alles hat auch ab 2025 nach wie vor seinen Platz im Programm. Nur hie und da wurde an den Schrauben gedreht, damit auch diese Traditionen in eine blühende Langenthaler Fasnachtszukunft überführt werden können.

 

Kritiker könnten ins Feld führen, das neue Fasnachtsprogramm komme den Guggenmusiken sehr entgegen. Das stimmt! Es ist jedoch eine logische Konsequenz, dass die Guggen von einigen Neuerungen profitieren werden. Sie sind es, die derzeit ein Hoch haben. Der Guggentrend begann vor über dreissig Jahren und hält bis heute an. Das Publikum auf der Gasse freut’s!

 

Seit ungefähr zehn Jahren getrauen sich Langenthals Guggen zunehmend, für ihre Bedürfnisse einzustehen – zuletzt auch mit vereinten Kräften. Sie mussten wirklich lange auf ein paar moderate Modernisierungsschritte warten – nun ist die Zeit gekommen, die Guggen (und auch die anderen Cliquen) mit einem zeitgemässen Fasnachtsprogramm «2025+» zu belohnen.

 

Die Krux bei Veränderungsprozessen ist: Man kann es nie allen Beteiligten rechtmachen. Die Ironie beim vorliegenden Prozess ist jedoch, dass es gar keine wirklichen Verlierer gibt. Wenn überhaupt, könnten noch das ala carte oder die Spanische Weinhalle (James) Einwände haben, weil diese beiden Lokale am Freitagabend gemäss den Plänen der LFG auf eine Teilnahme am neuen «Kleinformationen-Abend» (Name noch in Arbeit) verzichten sollen. Doch selbst das ala carte und das James werden erkennen, dass sie – wenn sie es bloss ein bisschen clever anstellen – massiv von der neuen offenen Gasse am Freitagabend profitieren können.

 

Apropos Profit: Hierzu muss gesagt werden, dass die LFG grundsätzlich nicht dazu verpflichtet ist, auf die kommerziellen Interessen des Langenthaler Gastgewerbes Rücksicht zu nehmen. Die «normalen» Restaurants und Bars sind nicht Mitglieder der Fasnachtsgesellschaft und somit auch nicht direkt mitsprache- und stimmberechtigt, wenn es um Veränderungen des Fasnachtsprogramms geht. Das ist auch richtig so, denn einerseits sollen betreffend Fasnacht nach wie vor ausschliesslich die nicht-kommerziellen «Kulturschaffenden» – also die LFG-Cliquen und -Gruppierungen – den Ton angeben, und andererseits – das soll auch einmal gesagt sein – darf die Langenthaler Gastronomie eigentlich nicht gross klagen, denn ihr fällt im Zusammenhang mit der Fasnacht eine relativ grosse Rolle als Nutzniesserin zu (viele Bars und Restaurants können über diese Tage einen namhaften Anteil ihres Jahresumsatzes erwirtschaften!).

 

Das weiss natürlich auch die LFG. Dennoch beweist die Fasnachtsgesellschaft auch in dieser Hinsicht Fingerspitzengefühl. Die Befindlichkeiten der Gastronominnen und Gastronomen werden beim vorliegenden Veränderungsprozess nicht etwa ausser Acht gelassen – nein: Nach der Fasnacht 2024 wird die LFG extra ein Treffen mit dem lokalen Gastgewerbe abhalten, um dessen Puls zu fühlen und Anregungen für die Fasnacht «2025+» entgegenzunehmen.

 

Kommen wir schliesslich noch zu den Schnitzelbänken – ein heikles Thema. Denn die Langenthaler Schnitzelbankszene durchlebt – im Gegensatz zu den Guggen – im Moment nicht gerade die rosigsten Zeiten. Umso mehr wäre es wichtig gewesen, die verbliebenen Schnitzelbänkler hätten sich zahlreicher und intensiver ins Workshop-Geschehen eingebracht, das den aktuellen Modernisierungsvorschlägen zugrunde liegt. Überhaupt: Basisdemokratischer, fairer und professioneller hätte das Vorgehen zur Erarbeitung eines neuen, angepassten Langenthaler Fasnachtsprogramms kaum gewählt werden können. Ich muss der LFG in dieser Hinsicht wirklich ein Kränzchen winden! Und das als Guggenmusiker und Ex-Tambi, der in der Vergangenheit nicht immer ein gutes Haar gelassen hat am Vorgehen und den Entscheidungen der LFG.

 

Jedenfalls waren die Workshops so angelegt, dass sich jede teilnehmende Clique gleichermassen in den Prozess einbringen konnte. Alle wurden angehört; jeder und jede konnte seine Ideen und Meinungen kundtun. Diese Chance wollten die Langenthaler Schnitzelbänkler aber offensichtlich nicht wahrnehmen – sie glänzten in den Workshops über weite Strecken mit Abwesenheiten. Schade, denn auch für sie hätte man vielleicht noch mehr tun können.

 

Immerhin übernahmen die anwesenden Cliquen – vor allem Guggen, Wagencliquen, Barcliquen und weitere Kleinformationen – Verantwortung und nahmen bei sämtlichen Veränderungen, die in den Workshops besprochen wurden, zusätzlich auch noch die Perspektive der Schnitzelbänkler ein – damit deren Anliegen trotzdem nach bestem Wissen und Gewissen berücksichtigt werden konnten.

 

So bleibt abzuwarten, welche Haltung die Schnitzelbank-Vertreter an der LFG-Hauptversammlung im Juni einnehmen werden. Alle anderen Cliquenvertreter, die sich aktiv und mit viel Herzblut in dem Prozess zur Erarbeitung eines neuen Fasnachtsprogramms engagiert haben, gehen jedenfalls davon aus, dass die Schnitzelbänkler an der HV «Lei halten» und den Veränderungen nicht etwa im Wege stehen werden. Alles andere wäre unfair und würde einem kollegialen «Fasnachts-Miteinander» schaden.

 

Mal abgesehen von der Fasnacht 2024 wird die Hauptversammlung im Juni mit Sicherheit DAS grosse Ereignis im Langenthaler Fasnachtskalender sein. Schon lange ging es an einer LFG-HV nicht mehr um so viel! Die stimmberechtigten Cliquenvertreter sowie die LFG-Komiteeler haben es in der Hand – entweder eine Langenthaler Fasnacht, die aufs Publikum und die grosse Mehrheit der Aktiven zugeschnitten ist und ab 2025 neu erblühen kann. Oder – wenn alles beim Alten bleibt – eine Fasnacht, die vor einer höchst ungewissen Zukunft steht, weil nebst dem breiten Publikum plötzlich auch viele Aktive nicht mehr sicher sein werden, ob sie bei diesem «Spektakel» überhaupt noch richtig mitmachen wollen.


Langenthal hat eine zeitgemässe Fasnacht verdient – darum JA zum Programm «2025+» am 13. Juni 2024 an der HV der Langenthaler Fasnachtsgesellschaft!


Die Fasnacht «2025+» kann kommen!
Die Fasnacht «2025+» kann kommen!

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